Fotografie Tipps / Ratgeber
Fotografieren lernen • Bildbearbeitung
Wenn du dich erst seit kurzem mit der Fotografie beschäftigst, gebe ich dir in diesem Ratgeber einige Tipps, die dir helfen sollen, zu besseren Bildergebnissen zu kommen. Die Tipps repräsentieren selbstverständlich meine ganz persönliche Meinung, die sich im Laufe der Jahre durch viel Praxis gebildet hat. Jeder Fotograf entwickelt seine eigene Philosophie und Arbeitsweise, mit der er am besten zurecht kommt.
Die Voraussetzungen, um Fotos mit künstlerischem Anspruch anfertigen zu können, sind handwerkliche Fähigkeiten und ein geschultes Auge.
Das Verständnis der Technik sowie der Zusammenhänge von Kamera- und Objektiveinstellungen sind wichtige Grundlagen, wenn du dich nicht mit zufälligen Ergebnissen zufrieden geben möchtest, sondern Bilder bewusst gestalten möchtest.
Auch das spätere Bearbeiten der Aufnahmen hat großen Einfluss auf die Ergebnisse und kann die Bildwirkung bzw. die Bildaussage gezielt steuern.
Ein Ziel kann sein, dass sich deine eigenen Aufnahmen durch einen ganz persönlichen Bildstil von der breiten Masse abheben. Hier sind Kreativität und Ideen gefragt.
Wenn du dich an (guten) Fotos anderer Fotografen orientierst, sollte sich das nicht zu einer reinen Nachahmung entwickeln. Du kannst viele Fotografiebereiche abdecken oder dich auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Die Motivauswahl und die Möglichkeiten sind so umfangreich und es gibt viel zu entdecken.
Am Anfang solltest du nicht erwarten, sofort Kunstwerke zu erschaffen. Vielmehr kannst du dir kleine Aufgaben stellen und auf diese Weise viel über Motive, Perspektive, Farben und Licht lernen.
Beispiel: Fotografiere einen einfachen Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichem Licht oder auch nur Details dieses Gegenstands. Du wirst schnell erkennen, dass die verschiedenen Betrachtungsweisen der selben Sache zu ganz unterschiedlichen Bildwirkungen führen und somit den Betrachter in seinem Empfinden beeinflussen und lenken.
Sehen mit der Kamera
Der Blick durch den Sucher einer Kamera unterscheidet sich vom "natürlichen" Sehen. Lerne mit dem Objektiv zu sehen!
Abhängig von den unterschiedlichen Brennweiten und Bildwinkeln der Objektive entdeckst du ganz neue Welten. Dies gilt insbesondere für die Makro-Fotografie.
Farben können bewusst anders als in der Realität dargestellt werden, was zu überraschenden Ergebnissen führen kann. Generell haben Farben einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Bildwirkung und damit meine ich auch das Fehlen von Farbe. Versuche, dir schon beim Fotografieren das fertige Bild vorzustellen.
Fotografieren planen
Einfach drauflos zu fotografieren bringt oft nicht die gewünschten Ergebnisse. Eine gute Planung, egal ob für People-Fotografie oder für Naturaufnahmen, ist Voraussetzung für gute Fotos.
Je nach Situation musst du aber auch immer offen für Spontanes bleiben, denn manchmal ergeben sich Möglichkeiten, die du nicht voraussehen konntest.
Hilfreich ist auch, sich auf nur ein Thema am Tag zu konzentrieren. Beispiel: Am selben Tag Makro-Aufnahmen von Insekten und Portraitfotos von Menschen zu machen, kann zu halbherzigen Ergebnissen führen, denn eine Einarbeitung in das geplante Thema ist wichtig.
Fotografiere mit Herz und Leidenschaft!
Tipps zur Bildgestaltung
Wir neigen dazu, die auf den ersten Blick eindrucksvollen Motive als fotografierenswert wahrzunehmen. In der Fotografie können aber genau die unscheinbaren und weniger auffälligen Dinge viel interessanter wirken, eben weil man sie auf diese Weise noch nicht gesehen hat. Entdecke Neues! Mit einem Foto dokumentierst du immer auch deine eigene Sichtweise.
Lenke das Auge des Betrachters auf den Kern des Fotos und setze das Hauptmotiv z.B. durch Farbe, Schärfeverlauf oder Entfernung deutlich vom Hintergrund ab. Meist wirkt es auch interessanter, wenn du beim platzieren des Hauptmotivs die sogenannte Drittelregel bzw. den Goldenen Schnitt beachtest. Eine Person, die mittig im Bild steht, wirkt oft "geknipst", während sie weiter am Rand des Bildes besser wirken kann. Dies gilt natürlich auch für unbelebte Motive.
Es gibt in der Fotografie viele "eiserne" Regeln. Im Folgenden einige Beispiele:
- Man schneidet keine Hände an bzw. Finger ab
- Man schneidet das Foto einer Person über dem Knie, nicht knapp unterhalb
- Horizonte müssen exakt waagerecht verlaufen
- Der Blick einer Person führt in das Bild, nicht heraus
Diese und viele andere Regeln sind meist absolut sinnvoll und richtig. Aber du kannst (und solltest!) durchaus mal Regeln brechen, sofern eine Absicht dahinter zu erkennen ist. Und genau DAS ist die einzige Regel, die immer gilt!
Bilde einen Horizont auch mal absichtlich schief ab, wenn es das Motiv erlaubt und dadurch interessanter wirkt. Aber die Absicht dahinter muss klar erkennbar sein, sonst wirkt es nur wie nicht gekonnt.
Experimentiere damit!
Das menschliche Auge ist um ein vielfaches empfindlicher als der (derzeit) beste Kamerasensor und kann somit einen deutlich höheren Kontrastumfang wahrnehmen. Das zeigt sich z.B. an folgendem Szenario:
Du fotografierst eine Landschaft, die teilweise im Schatten liegt und darüber einen schönen blauen Himmel aufweist. Für das Auge ist es kein Problem, trotz der großen Kontraste noch alle Details wahrzunehmen. Im Foto kann es dir passieren, dass die dunklen Bereiche "absaufen" und der eigentlich blaue Himmel nur als ein schwaches Grau dargestellt wird.
Um dieses Problem zu umgehen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Du kannst eine Belichtungsreihe aufnehmen, die z.B. aus drei Einzelbildern besteht. Die Einzelbilder können später bei der Bildbearbeitung zu einem Bild zusammengesetzt werden. Ähnliche Ergebnisse erzielst du auch durch den Einsatz eines Grauverlaufsfilters, der so am Objektiv ausgerichtet wird, dass der hellere Motivbereich abgedunkelt wird.
Eine weitere Möglichkeit ist eine sogenannte HDR-Aufnahme (High Dynamic Range). Auch hierbei fotografierst du eine Belichtungsreihe und lässt die Bilder später von einer speziellen Software automatisch zusammenfügen.
Anderes Szenario:
Du fotografierst eine Person bei hochstehender Sonne, wodurch im Gesicht unvorteilhafte Schatten entstehen. Um eine gleichmässigere Ausleuchtung zu erhalten, kannst du mit einem Systemblitz, einer portablen Blitzanlage oder mit einem Reflektor die dunklen Bereiche aufhellen. Bedenke aber, dass ein Reflektor die Person blenden kann.
Die Tageszeit und somit die Wirkung des Lichts hat einen großen gestalterischen Einfluss auf das Foto.
Steht die Sonne tief, sind die Schatten länger und die plastische Darstellung der Motive ist stärker. Auch die Farbtemperatur ändert sich mit dem Stand der Sonne. Generell lässt sich sagen, dass Motive in den frühen Morgenstunden oder bei untergehender Sonne interessanter wirken. Manche Locations geben bei "normalem" Tageslicht nichts her und entfalten ihre Wirkung erst in der sogenannten Blauen Stunde.
Besuche eine Location mal zu verschiedenen Tageszeiten und du wirst überrascht sein, wie stark die Unterschiede sein können.
Die Jahreszeit spielt selbstverständlich auch eine ganz wesentliche Rolle. Der Erfolg eines Shootings hängt davon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein...
Schlusswort
Das Thema Fotografie ist so umfangreich, das hier nur einige Aspekte angesprochen werden können. Nicht ohne Grund gibt es dazu zahllose Bücher. Es schadet im Übrigen nicht, auch mal Bücher zu lesen, denn du erhälst dadurch immer wieder neue Anregungen für deine eigenen Projekte.
Vielleicht habe ich mit diesem Artikel dein Interesse an einem Fotoworkshop oder Bildbearbeitungskurs geweckt? Einen Termin kannst du telefonisch unter ☎ 05264-7663 oder per eMail mit mir abstimmen.
Exkurs zum Thema Bildbearbeitung
Ergänzend zu den Fotografie Tipps möchte ich hier noch einige Informationen zur Bildbearbeitung geben.
Bei diesem Thema spalten sich die Meinungen der Fotografen. Einige sind der Ansicht, dass bei einem guten Foto nachträglich nichts mehr bearbeitet werden muss bzw. sollte. Ich stimme dem insofern zu, dass es natürlich absolut sinnvoll ist, schon beim fotografieren alles richtig zu machen. Dennoch bin ich der Meinung, dass nachträglich alles getan werden darf, um die Bildergebnisse zu verfeinern und somit die Bildwirkung zu vervollkommnen. Das ist aber Ansichtssache.
Das im Folgenden gezeigte Foto gefiel mir schon im Original sehr gut, aber durch die Bearbeitung gewinnt es noch deutlich an Ausdruck.
Originalaufnahme
Bearbeitungsbeispiel
Fest steht, dass aus einem schlechten Foto auch durch bearbeiten kein Meisterwerk wird. Wähle nur Aufnahmen aus, die sich zu bearbeiten lohnen. Und bevor du an den Reglern deines Bildbearbeitungsprogramms rumschraubst, überlege, was du eigentlich ändern bzw. optimieren möchtest, denn sonst verstrickst du dich ich allzu leicht in Verschlimmbesserungen.
In meinen EBV-Kursen kannst du genau das und noch viel mehr lernen.